„Im energetisch starken Rauda-Waldmassiv zwischen dem Lerchensümpfchen (Cīrļpurviņš), Bockhügel (Āža kalns) und der Mieseiche (Draņķozols) umgeben von steilen Hügeln und undurchdringlichen Dickichten liegt der Pferdsee (Zirgezers). Wenn man sich am Ufer des Sees stellt, dröhnt der Boden tief, weil der Raum unter den Baumwurzeln hohl und mit Wasser gefüllt ist. Gleich an den verwickelten Wurzeln der Fichten beginnt eine solide Tiefe.
Der See hat seinen Namen durch ein tragisches Ereignis am Ende des 19. Jh. erhalten, und zwar brachte einmal ein Mann das Brennholz nach Hause. Da die Wege in dieser Gegend sehr gewunden sind und auf und ab führen, entschied er sich, den Weg zu verkürzen und den zugefrorenen See samt der Brennholzlast zu überqueren. In der Mitte des Sees brach das Eis ein. Trotz großer Bemühungen verlor das erfrorene Pferd im kalten Wasser seine letzten Kräfte und ertrank schließlich.
Seitdem haben mehre Leute dort Nebelschwaden in Form eines gruseligen Pferdekopfes sowie Werwölfe gesehen, die sich an Herbstabenden wuschen. Die Schultern und der Kopf des Werwolfs ragten aus dem Wasser, und ringsum stieg der Dampf wie aus heißem Bad hinauf. Pilz- und Beerensammler haben auch den Geist eines jungen, sehr blassen Mädchens mit leeren Augen und zugenähtem oder zugebundenem Mund gesehen.“
/Ralfs Kokins “Kurzemes vilkaču nostāsti” („Werwolf-Geschichten von Kurland“)/
KontaktinformationenRauda-Wald, Gemeinde Sēme, Tukums Bezirk | |