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Mieseiche (Draņķozols)

Beschreibung

Den Standort der von schaurigen Legenden umrankten Mieseiche kennen sogar viele Einheimische nicht. Bereits in den Chroniken des 15. und 16. Jh. wird sie als sehr große, erwachsene Eiche erwähnt, an der Hexen und Teufelsdiener verbrannt oder erhängt wurden. Während der Leibeigenschaft hatten sich dort die verzweifelten Bauern erhängt. Auch in jüngeren Zeiten waren an diesem Ort Menschen mysteriös verschwunden. Der Baum ist im Herbst 2015 abgebrochen, nachdem er von Vandalen in Brand gesteckt wurde, jedoch hat der Ort seine Energie nicht verloren.

Der Weise Māris Zvaunis über die Eiche: „Sie wächst an der Kreuzung von drei Wasseradern. Um an solch einem Ort zu überleben, muss man echt gemein werden, ob man will oder nicht. Der Baum hat eine starke negative Energie. Es läuft einem kalt den Rücken hinunter, wenn man in der Nähe des Baums steht. Das hat auch Ralfs Kokins in seinem Buch “Kurzemes vilkaču nostāsti” („Werwolf-Geschichten von Kurland“) beschrieben. Der interessanteste Ort ist jedoch der Graben gleich nebenan - die Grenze der dualen Welt zwischen der positiven und negativen Energie. Nirgendwo sonst in der Natur wurde eine so ausgeprägte Grenzlinie gesehen - wie mit einem Schwert zertrennt.“

***

„…Der Förster blickte zurück und erschrak zum Tode vom Gesehenen. Hinter ihm stand auf dem Weg eine beängstigende, sehr dunkle Kreatur, mindestens drei oder vier Meter hoch. Die Kreatur ähnelte einem Menschen und war unten sehr breit und oben mager. Für einen Moment erinnerte sie sogar an einen verbrannten, verkohlten Menschen. Der Kopf war wie der eines Wolfes, nur ohne Ohren, mit sehr dunklen, tiefen Augen und unnatürlich langen, dünnen, unregelmäßig krummen Zähnen. Der ganze Körper war mit schwarzem, zerzaustem Fell bedeckt. Plötzlich umgab alles ein unerträglicher Leichengeruch und die Todesstille. Auch die Natur war wie versteinert - kein Blatt oder Grashalm bewegte sich. Der Förster ergriff schnell sein Gewehr, nahm die alte Patrone mit der Silberkugel aus der Tasche und steckte sie in den Gewehrlauf ein. Die Zunge war gelähmt, und die Kehle machte bestenfalls nicht das geringste Geräusch. Als er schon den Abzug drücken wollte, sprach die Kreatur plötzlich. Oder besser gesagt fing an, einige schreckliche Geräusche von sich auszugeben. Es war wie eine uralte Stimme der Erde und ihrer Tiefen, wie eine Sprache der Urmenschen und Urtiere, wie ein Lied, das jeder - Menschen, Tiere, Reptilien und Vögel - verstehen kann und das wir leider schon lange vergessen haben. Die angetroffene Kreatur sagte, dass sie weder gut noch böse sei und dass sie ein Werwolf sei.“

Kontaktinformationen

Rauda-Wald, Gemeinde Sēme, Tukums Bezirk